Spiralen für das Element Luft

Element Luft – das Element, das uns das Gefühl von Freiheit gibt. Atmen oder Nicht-Atmen-Können – das ist politisch gerade die Metapher, die die Welt bewegt. Atmen ist die Basis des Lebens. Und ist Luft zu kriegen, atmen zu können, das Minimum, das wir brauchen, so ist fliegen können das Maximum, was wir erwarten, wie wir uns vom Leben beschenkt, berauscht fühlen können. Wer oben auf einem Berggipfel steht und es genießt, die frische, wunderbare, freie Luft zu atmen, denkt unweigerlich an diese uralte Sehnsucht der Menschen: Fliegen können. Ist Nicht-Atmen-Können der Ausdruck maximaler Unterdrückung und Todesangst, so ist Fliegen-Können die Metapher maximaler Freiheit und Extase. Das Element Luft umreißt damit symbolisch die Bandbreite, die das Lebensgefühl haben kann.

Aber auch ganz ohne Symbolik ist die Luft und ihre Qualität ebenso wie unsere Fähigkeit, zu atmen, eine Schlüsselthematik unserer Zeit. Das Atmen, das George Floyd gewaltsam genommen wurde und als #Icantbreathe gerade als Befreiungsruf politisch um die Welt geht, geht rund um den Globus auch den Betroffenen der #Corona-Epidemie aus und sogar die Genesenen dieser Erkrankung klagen oft über bleibende Luftnot.

Zeitgleich bewegt die Jugend weltweit seit über einem Jahr bei #FridaysForFuture die Frage, ob die seit Jahrzehnten von uns Menschen verpestete Luft einen unerträglichen Klimawandel herbeiführen wird oder ob die Menschheit noch rechtzeitig ihren CO2-Ausstoß stoppen wird. Das Thema Luft war noch nie auf so vielen Ebenen präsent und brannte noch nie so vehement unter den Nägeln wie gerade jetzt. Anlass genug, sich dem Thema Luft einmal von einer anderen, ganz grundsätzlichen Seite zu nähern. Ganz praktisch.

Hier meine Versuche, dem Element Luft zu begegnen und etwas Liebe und Wertschätzung an die Luft zu senden.

Wer Luft sucht, kann in Preveli Sturm finden.
Der luftige Gipfel liegt unweit des Klosters Preveli an der Südküste Kretas direkt über dem Meer.
Hier kann man richtig durchatmen.
In unseren Städten ist das Element Luft oft das Hauptproblem.
Wir haben blühende Wirtschaft, Industrie, Wohlstand, Mobilität und einen gigantischen Außenhandelsüberschuss, doch wir kriegen nicht mehr richtig Luft. Die Luft ist verschmutzt. Man sieht es nicht, aber man fühlt es.
In Preveli gilt das Gegenteil.
Der Wind weht Energie pur in meine Lungen, reiner Sauerstoff belebt meine Zellen und macht daraus Frischzellen.
Das Element Luft gibt uns was es hat – immer.
Es liegt an uns, ob wir die Qualität der Luft wertschätzen und uns damit entsprechend versorgen. Es liegt nur an den Prioritäten.
Die Kreter setzen ihre.
Wir unsere.
Ich setze Steine zu einer Spirale am Gipfelpunkt des lebendigen Luftraums.

Eine weitere Spirale lege ich aus Steinen, die ich von Kreta mitgebracht habe zusammen mit Steinen aus den Tiefen des Steinkohlebergbaus oben auf der Halde Beckstrasse in Bottrop mit Blick auf eine der letzten aktiven Zechen. Hier oben auf der Haldenkuppe neben dem Tetraeder ist ein luftiger Ort mit einem Blick weit über das Ruhrgebiet. Gerade hier sieht man die Schwaden dicker Luft aus Prosper Haniel dringen, die symbolisch stehen für die Kohlekraftwerke in Deutschland, die nicht nur unsere Luftqualität beeinträchtigen, sondern auch dem Klimawandel Vorschub leisten. Es ist aber auch ein Ort, der symbolisch steht für den schon begonnenen Wandel im Revier. Die Halde ist begrünt mit frischen Birkenwäldern und korrespondiert mit vielen Zechenschließungen, die schon erfolgt sind im Revier. Ein Strukturwandel, der den Menschen hier einiges abverlangt. Industriegebäude werden oft zu Kulturstätten gewandelt. Ruhr2010 war ein Zeugnis davon. Die Spirale ist auch ein Symbol für Wandlungen, hier auch für den Wandel im Revier. Wenige Jahre später nach meinem Besuch auf der Haldenkuppe wird Prosper Haniel geschlossen. Der Wandel ist angekommen, die Luft ein wenig besser geworden.

Für eine weitere Wandlung für die Luftverbesserung lege ich eine Kastanienspirale neben die alten rostigen Gleise der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) in Wolbeck. Hier ist die Wiederbelebung der alten Eisenbahnstrecke nach Münster für Personenverkehr geplant. Ein Projekt, das die Pendler zum Umstieg vom PKW zum luft – und klimafreundlichen ÖPNV bewegen soll. Dieses erfreuliche Projekt erfährt auch viel Gegen“wind“. Ich möchte den Wind in die richtige Richtung, für die Wiederbelebung der Bahnstrecke, unterstützen mit dieser Spirale für die Luft, mit dem „wind of change“.

Schliesslich finde ich in Südkreta am Strand einen großen Stein im Sand, den ich freilege, sodass ich erkennen kann, dass er die Form eines Vogels hat. Auf ihm lege ich eine Steinspirale zu Ehren der alten minoischen Vogelgöttin und der wunderbaren Meerluft.

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